Hoffnung heißt Ärmel hochkrempeln

Klimaschutz ist meistens  Frust ohne Ende- wie motiviert er sich da selbst immer wieder aufs Neue? „Hoffnung heißt Ärmel hochkrempeln“ sagt Dr. Georg Kobiela (oben im Foto) von german watch, einer, der an vorderster Front den Kampf gegen die  Erderwärmung aufgenommen hat.  im Kulturhaus Schwanen hielt er nun  einen einführenden Vortrag  bei einer Podiumsdiskussion mit dem Titel „Das Klima retten – aber wie?“. Eingeladen hatten die fünf Klimabündnisse im Remstal – auf dem Podium saßen die Bundestagskandidat*innen.
Vorab hatten wir die Gelegenheit, Dr. Kobiela ein paar Fragen zu stellen.

Herr Kobiela, wie ist Ihre persönliche Geschichte – von der Industrie bis hin nun zu Germanwatch

Physikstudium, anschließend Industriepromotion im Automotive-Bereich und Industrietätigkeit. Ich las (z.T. durch das Thema meiner Forschung bedingt, aber auch darüber hinausgehend) viele Publikationen rund um Atmosphärenprozesse und wie viel fossiler Kohlenstoff im Boden bleiben muss („unburnable carbon“). Zugleich nahm ich durchaus persönlichen Idealismus bei meinen Kolleg:innen wahr, allerdings auch Ratlosigkeit, wie überhaupt Veränderungen passieren könnten. Und die Macht des VDA wurde mir sehr präsent.
Daraus entschied ich mich, aus der so sicher wirkenden Festanstellung heraus zu gehen und nochmal eine Mischung aus Philosophie, Politik und Volkswirtschaft zu studieren. Parallel dazu begann ich meine Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie.


Erkenntnisse umzusetzen und Veränderungen zu ermöglichen, dabei auf breiten gesellschaftlichen Konsens zu setzen ist mir wichtig. Als mir diesen Frühsommer eine Stelle bei Germanwatch angeboten wurde, verließ ich dafür zugleich begeistert wie auch schweren Herzens das Wuppertal Institut und arbeite nun deutlich politiknäher als Senior Advisor für Industrietransformation daran, dass Umweltverbände, politische Akteure und Unternehmen hier konstruktiv zusammenkommen und erforderliche Veränderungen passieren.

Das Wuppertaler Institut ist sehr bekannt – was waren die Schwerpunkte Ihrer Arbeit dort?

Vor allem die Transformatonsprozesse der energieintensiven Grundstoffindustrie (Stahl, Zement und Chemie) inklusive Technologieanalysen und ökonomischen Betrachtungen. Darüber hinaus auch konkrete Umsetzungsstrategien von Kommunen und Unternehmen, landwirtschaftliche Herausforderungen und die Energiewende im ganz breiten Bild.

Sie haben für FFF eine Studie erstellt „CO2-neutral bis 2035: Eckpunkte eines deutschen Beitrags zur Einhaltung der 1,5-°C-Grenze“. Was ist deren Ergebnis?

Wir haben aufgezeigt, welche Veränderungen in Deutschland zur Einhaltung der 1,5-°C-Grenze erforderlich sind. Dazu müssen wir in einem sehr knappen CO2-Budget bleiben und bis ca. 2035 CO2-neutral sein. Die kommenden zehn Jahre sind absolut entscheidend, und damit besonders die jetzt kommende Legislaturperiode. In der Studie fokussierten wir auf die großen CO2-emittierenden Sektoren Energiewirtschaft, Industrie, Verkehr und Gebäudewärme. In allen diesen Sektoren sind die Herausforderungen enorm, aber bei entsprechender Priorisierung und sehr konsequenter Umsetzung prinzipiell zu bewältigen. Es kommt hier weniger auf die technologischen Hürden an, sondern auf die politische und gesellschaftliche Bereitschaft, das jetzt umfassend und tiefgreifend anzugehen und auch einzufordern. Nichts tun wird auf alle Fälle sehr viel teurer als dieser Pfad. Die Transformation dagegen kann auch sehr positiv für das Land sein, wenn entsprechend viele Gruppen einbezogen und beteiligt werden.

Glauben Sie, dass die jungen Menschen ernst genug genommen werden? Hat die Politik auf diese Studie reagiert?

Es könnte immer noch auf alle Fälle sehr viel mehr sein. Die Klimakrise und die damit verknüpften Krisen sind schon jetzt die weltweit dominierende Herausforderung, und das wird noch viel heftiger werden. Wer behauptet, die Klimakrise rundum verstanden zu haben, hat sie meistens eben nicht verstanden. Und gerade in den mittleren und älteren Generationen ab ca. 35 Jahren bis rauf ist noch viel zu viel Verdrängung da. Und zu wenig Verantwortung für die Jüngeren. Denen muss noch viel mehr Gehör geschenkt werden, und diese dürfen sich nicht stumm halten lassen.

Den direkten Effekt der Studie kann ich schwer einschätzen. Sie hat den Diskurs aber sicherlich mit geprägt. Fakt ist aber, dass das Bundesverfassungsgericht kürzlich das alte Klimaschutzgesetz der Bundesregierung für ungenügend erklärt hat, und sich dabei explizit auf den Schutz der Freiheit von Menschen in künftigen Jahrzehnten berufen hat. Auch das neue Gesetz reicht an sich noch nicht bei einer fairen globalen Verteilung des verbleibenden globalen Treihausgasbudgets. Aber es geht in die richtige Richtung.

Wie kann sich die junge Generation, die ja von den Folgen des Klimawandels viel stärker betroffen sein wird, ausreichend Gehör verschaffen?

Während der Corona-Pandemie haben wir erlebt, dass sich die Generationen auseinanderleben. Großeltern und Enkel haben sich nicht mehr ausgetauscht. Die Gesellschaft neigt zur Vereinzelung, das Vereinsleben hat im letzten Jahr stark gelitten. Ein Austausch der Generationen untereinander ist dringend notwendig, damit die Äteren sich der Verantwortung für die nachfolgenden Generationen wieder bewusst wird. Wenn man das Wahlalter auf 16 absenkt, nimmt man die Jugend auch ernst.

Was muss die neue Bundesregierung in Ihren Augen zuallererst angehen?
Welche Schwerpunkte sehen Sie als die wesentlichsten an?


Da empfehle ich unter anderem die Kurzfassung mit Schlüsselbotschaften aus der besagten Studie:
https://wupperinst.org/p/wi/p/s/pd/924/%20bzw.%20https://epub.wupperinst.org/frontdoor/index/index/docId/7606

Das kommende Jahrzehnt ist entscheidend, und schon im 100-Tage-Programm muss die kommende Regierung engagiert loslegen.

Der Ausbau der Erneuerbaren muss massiv beschleunigt werden, um einen Faktor von mindestens 3.
Gerade Photovoltaik (auf ziemlich allen Dächern und teilweise auch als Agri-PV), sowie Wind an Land und offshore müssen vorankommen.
Und der Kohleausstieg muss sehr viel früher kommen, spätestens 2030 muss weitgehend Schluss sein. Das kann über unterschiedliche Wege erfolgen, und einige Werkzeuge werden da auch schon eingesetzt, gerade auch von der europäischen Ebene. Dass der Kohleausstieg tatsächlich früher kommen wird, muss natürlich auch ehrlich kommuniziert werden, gerade auch um den Regionen wie der Lausitz einen verlässliche Perspektive zu liefern. Davor scheuen manche Parteien derzeit aber zurück.

Und wo ist die viel propagierte Mobilitätswende?


Die Mobilitätswende wurde bislang nahezu vollständig verschlafen, da muss viel geschehen, unter anderem massiver Ausbau des öffentlichen Verkehrs und der Rad- und Fußwege, Stadtentwicklung für kurze Wege, und ein zeitnaher Phase-Out für Verbrennungsmotoren. Da sind viele europäischen Nachbarländer schon viel weiter.
Und die Gebäudesanierung ist ein Riesenthema für sich, das zu wenig Beachtung erfährt unter anderem muss das Aus für den Neueinbau fossiler Heizungen schnell erfolgen, z.B. 2022.

Besteht bei all dem die Gefahr, manche Teile der Bevölkerung über die Gebühr zu belasten?

Bei alledem ist freilich darauf zu achten, dass es sozial gerecht zu geht, und kleine Einkommen nicht über Gebühr belastet werden. Sonst wird das keine gesamtgesellschaftliche Erfolgsgeschichte.

Daneben sind auch internationale Lösungen anzustreben, wie z.B. die Etablierung von Klimaclubs damit Klimaschutz auch in einer globalen Wirtschaftsweise funktioniert.

Welche Unterschiede sehen Sie in den Parteiprogrammen?

Da gibt es sehr große Unterschiede, auch wenn keines der Programme wirklich ausreicht. Das bedeutet auch, dass Klimaschutz auch nach der Wahl kritisch begleitet und eingefordert werden muss, damit wir auch einen guten Pfad kommen. Das DIW (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung) hat kürzlich eine sehr gute und umfassende Analyse der Wahlprogramme herausgegeben.
https://diw-econ.de/publikationen/wie-viel-klimaneutralitaet-steckt-in-den-wahlprogrammen/
Darin wird deutlich, dass vor allem die Konzepte von FDP, CDU und SPD große Lücken in der Ambition aufweisen. Die Linke und die Grünen sind deutlich ambitionierter, aber auch dort ist noch Luft nach oben, zudem untescheiden sie sich darin, wie konkret die Konzepte hinischtlich der Werkzeuge werden.

Wie sehen Sie die Klimapolitik auf europäischer Ebene – ambitioniert oder aussichtslos?

Die EU setzt hier sehr wichtige Impulse, und in Deutschland wird die europäische Ebene viel zu wenig beachtet. Auch dort müsste es zwar noch schneller gehen, das ist aber nicht der EU vorzuwerfen, sondern eher einzelnen Ländern darin. Auch Deutschland trat da zuweilen als Bremser auf. Die kürzliche Verschärfung der EU-Klimaziele für 2030 (minus 55%) war ein sehr wichtiger Schritt, und daran, dass das große Klimaschutzpaket „Fit for 55“ der EU ein Erfolg wird, ist natürlich dann auch wieder die deutsche Politik beteiligt.

Glauben Sie persönlich, dass das 1,5 Grad Ziel noch zu erreichen ist?

Hoffnung bedeutet Ärmel hochkrempeln. Solange wir die Grenze noch nicht gerissen haben, bin ich Optimist, vielleicht auch Zweckoptimist. Es kann alerdings auch durchaus sein, dass diese Grenze noch innerhalb meiner Erwerbszeit gerissen wird. Nur auch dann heißt es, um jedes Zehntelgrad zu kämpfen und möglichst schnell wieder unter die Grenze zu kommen.

Sie arbeiten jetzt für Germanwatch als Referent für Industrietransformation und vernetzen für den erforderlichen Umbau relevante Akteur*innen aus Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft und aus unterschiedlichen politischen Lagern.
Unternehmen wie Shell, Exxon oder RWE wissen seit Jahrzehnten über die Auswirkungen ihrer umwelt- und klimazerstörenden Arbeitsweise Bescheid. Ist aus Ihrer Sicht in der Industrie ein echtes Umdenken da? Oder nur
Greenwashing?

Die Industrie und die vielen großen und kleineren Unternehmen können nicht pauschal über einen Kamm geschoren werden. Es gibt da engagierte, wirklich vorangehende Unternehmen, und auch viele Unternehmen fordern sind weiter als die politischen Rahmenbedingungen. Aber es gibt natürlich auch Bremser. Manche wie es bei Exxon Mobil seit den 80 Jahren ist, versuchten sehr lange Zeit die Klimawissenschaft zu diskreditieren, und davon sind immer noch Auswirkungen zu spüren. Andere bremsen, weil sie die eigentlich vorhandenen Perspektiven nicht sehen oder sie noch entwickelt werden müssen. Diesen müssen wir Brücken bauen und sie ins Boot holen. Aber die meisten Technologien sind vorhanden, da kommt es auf den Rahmen und die Umsetzung an.

Was hat Sie persönlich im bisherigen Wahlkampf aus Klimasicht besonders gefreut und was besonders geärgert?

Immerhin wird langsam begriffen, wie existentiell das Thema Klima ist. Die älteren Generationen verweigern sich der Erkenntnis aber noch zu sehr, hier bahnt sich ein Generationenkonflikt an. Der Wahlkampf war zudem oft unsachlich und hat sich allzu oft in Diskreditierung erschöpft anstatt mit positiven, lösungsorientierten Ansätzen im Wettbewerb zu sein. Inhalte brauchen einen höheren Stellenwert, unter anderem auch in der medialen Begleitung, da lassen auch Zeitungen etc. die Parteien allzu leicht vom Haken.

Und Klimaschutz wird allzu sehr immer noch nur von der Kostenseite betrachtet, das merkte man auch an den Journalisten-Fragen in einigen Gesprächsformaten. Sowohl die Chancen der Transformation als auch die gravierenden Konsequenzen unzureichender Klimaschutzpolitik haben da wenig Raum eingenommen.


Was machen sie mit all dem Frust, den sie erleben?
Hoffnung heißt Ärmelhochkrempeln.  Die Politik hinkt immer der Gesellschaft hinterher. Da geht der Wandel viel zu langsam. Zwischen den Wahlen allerding prägen die gesellschaftlichen Diskussionen den Kurs. Im Grunde haben wir derzeit einen Mentalitätsveränderungsstau.


Klimaforscher werden oft als wirtschaftlich inkompetent dargestellt, Motto:  alles gut gemeint, aber nicht bezahlbar. Die Frage ist aber: wie viele Katastrophen a la Ahrtal kann sich ein Staat leisten? Fachleute haben errechnet, dass künftig weit über 500 Millionen jährlich zur Schadensbegrenzung aufgewendet werden müssen, das sind 14 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Warum ist Klimaschutz
angeblich zu teuer, aber Milliardenhilfen für fossile Energien (Lufthansa, tui) sind okay?


Wirtschaftlich herrscht in diesem Land immer noch ein sehr konservativer Geist – auf der anderen Seite sind viele Unternehmensverbände da schon weiter. Da stecken die Chancen und Perspektiven drin. Und es gibt durchaus Wirtschaftswissenschaftler:innen, die im Bereich des Klimaschutzes up-to-date sind. Denken Sie z.B. an Claudia Kemfert.

Waiblingen bekommt ein neues Stadtoberhaupt- wie sieht das Anforderungsprofil aus in diesen Zeiten?

Es gilt ja irgendwie das schwäbische Dogma, dass er, dass sie am besten von der Verwaltungslaufbahn her kommen muss. Das ist ja nicht schlecht, aber es braucht einen breiteren Blick, um wirklich konzeptionell an die Aufgabe ranzugehen.
Ein OB sollte eine Art Überbau bilden- wo will ich hinkommen, welche Schritte braucht es dazu. Und man muss auch Fehler eingestehen können, Brückenbauer sein, auch Visionär- und man muss auch eigene Macht abgeben können.
Die Fridays sind ja gerade eine Art Belagerer, aber die Jungen müssen mehr Druck machen, eine Verantwortungsperspektive einnehmen, Beteiligungsformate einführen, ein Leitbild festschreiben.

Vielen Dank für das Gespräch!

Im Gespräch mit Georg Kobiela waren Sabine Zeiner, Iris Förster und Gisela Benkert.

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Hier kann man die Podiumsdiskussion in voller Länge anschauen: https://www.youtube.com/watch?v=NwbShGwcjw4

Und das schreibt die WKZ über die Veranstaltung: https://www.zvw.de/rems-murr-kreis/bundestagswahl-im-rems-murr-kreis-klimawandel-erderhitzung-tut-endlich-was_arid-402968

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Bürgerbeteiligung – ein wirkungsvolles Instrument?

Erste echte Bewährungsprobe: Wie erst nehmen Verwaltung und Gemeinderat die Anliegen der Waiblinger Bürger wirklich? Mit dem neu geschaffenen Instrument der echten Bürgerbeteiligung könnte es in einem ersten Testfall gelingen, die innerstädtische Waiblinger Verkehrssituation im Hotspot Fronackerstraße und drumherum wirklich nachhaltig zu verändern. Damit wäre die Analyse einer Gruppe von Studenten des Masterstudiengangs Sustainable Mobility aus Nürtingen, die vor einem Jahr für Aufsehen sorgte bei einer Veranstaltung im Schwanen (shared space für die Fronackerstraße) druckvoll in der Realität angekommen.

Die Stadt Waiblingen hat sich ein neues Instrument zur Bürgerbeteiligung gegeben. Im Mai hat der Gemeinderat die Richtlinien zur Bürgerbeteiligung verabschiedet, die ermöglichen sollen, dass jede Bürgerin und jeder Bürger ein Beteiligungsverfahren beantragt.
Um den Wortlaut der Richtlinien und auch um das Verfahren selbst wurde lang diskutiert und heftig gerungen. Zwei abendfüllende Sitzungen lang diskutierten Vertreter*innen der Städtischen Gremien und zufällig ausgewählte Waiblingerinnen und Waiblinger, wie das Instrument wirkungsvoll umgesetzt werden könnte.
Jetzt haben die Waiblinger*innen Sonja und Jörg Buchholz die Initiative ergriffen und Mitstreiter gesucht. Sage und schreibe 48 Mitunterzeichner*innen haben sie für ihren Antrag auf Bürgerbeteiligung in Sachen Fronackerstraße gewonnen.
Sie alle beantragen „eine informelle Bürgerbeteiligung für die Neuausrichtung der Fonackerstraße zur Verbesserung und Aufwertung der Lebenssituation der im Quartier wohnenden Bürgerinnen und Bürger sowie der Gewerbetreibenden unter Berücksichtigung einer Verkehrsuntersuchung „Bahnhofstraße/Fronackerstraße“ für ein zukunftsfähiges und nachhaltiges Verkehrskonzept in Verbindung mit der Bebauung des AVIA-Areals“. Begründet wird der Antrag u.a. damit, dass die Fronackerstraße zur Problemstra0e geworden ist und keine weitere Verkehrsbelastung verträgt und dass das Vorhaben für die Gesamtstadt wegweisend ist und deshalb ein großes öffentliches Interesse besteht.
Im nächsten Schritt entscheidet der Gemeinderat über die Aufnahme des Antrags in die Vorhabenliste. Und da führt ja wohl kein Weg dran vorbei.


Hoffen wir, dass sich für die Betroffenen bald etwas tut.

Die AGTif-Fraktion hat zudem noch den Antrag gestellt, dass zur Überplanung des Gebiets Fronackerstraße / Untere Bahnhofstraße / Querspange / Stadtgraben einen Wettbewerb ausgeschrieben wird. Denn innovative Verkehrs- und Stadtplaner können dadurch mit einem unvoreingenommenen Blick neue Ideen zur Verbesserung der Verkehrssituation einbringen.
In der Antragsbegründung heißt es: „Nach der Vorstellung der ersten studentischen Untersuchungsergebnisse zur Fronackerstraße im Oktober vergangenen Jahres bei einer großen Veranstaltung im Schwanen ist deutlich Bewegung in die Sache gekommen. Zahlreiche Vorschläge zur Verbesserung der Verkehrssituation wurden seitdem formuliert (shared space, Unterbrechung der oberen und unteren Fronackerstraße, Sperrung der Albert-Roller-Straße, Fronackerstraße als Fahrradstraße, Rückbau von Parkplätzen …), Bürger*innen melden sich zu Wort, Bürgerbeteiligung wurde beantragt.
Die geplanten Bauvorhaben in der Fronackerstraße bringen die Verkehrsprobleme in diesem gesamten Areal jetzt noch viel klarer ans Licht. Nachdem in Waiblingen bislang Verkehrsplanungen hauptsächlich Fortschreibungen der bestehenden Verhältnisse waren, ist es nun Zeit für eine Neubewertung. Einzelmaßnahmen führen nicht zum gewünschten Erfolg, die gesamte Verkehrssituation im Gebiet von der Querspange, dem Alten Postplatz bis hin zum Stadtgraben und zur Bahnhofstraße bedarf einer Überplanung und Neuordnung.
Ein Neubau im Bereich der Avia-Tankstelle würde erheblichen zusätzlichen Verkehr mit sich bringen, ebenso ein Neubau auf dem sogenannten Sauter-Areal. Die Fronackerstraße ist jetzt schon stark belastet – von irgendeiner Aufenthaltsqualität kann man angesichts dieser Flut an Pkw und Anlieferfahrzeugen wirklich nicht mehr sprechen.
Trotz mehrerer auf partielle Abhilfe zielender Haushaltsanträge quer durch die Fraktionen wurde das Grundproblem bisher weder angegangen, noch ist der große Wurf in Sicht. Wir sind überzeugt davon, dass ein unvoreingenommener Blick von außen, auch durch junge und innovative Verkehrs- und Stadtplanungsbüros, neue Wege aufzeigen kann.
Einen Wettbewerb zur Verbesserung der Verkehrssituation sehen wir als geeignete Möglichkeit.“

Nach zahlreichen Augenzeugenberichten, Leserbriefen und Stellungnahmen sollten auch die letzten Zweifler und Zauderer die Dringlichkeit erkannt haben. Hier muss endlich gehandelt werden!

Das Hausbuch für die deutsche Familie – ein Fundstück

Das heimische Bücherregal – bewährte Kost halt, wenig frequentiert, meist zu selten abgestaubt und oft lediglich imageförderndes Mobiliar („Das alles hast du gelesen?“). Lockstoff pur hingegen: das öffentlich-offene Bücherregal vorm Waiblinger Karo. Wie spannend, einfach so ins Ungekannte zu greifen- und diesen Schatz in Händen zu halten: „Die Frauen verstehen es besser das Geld einzuteilen und richtig auszugeben … geben wir es doch ruhig zu“ steht da in unverrückbar-zeitloser Wahrheit.

Und dann wird’s wunderbar retro: „Aber Männersache ist es, das Geld zu verdienen. Ich habe besonderes Glück gehabt! Meine Frau teilt meine Auffassung. Wer gut versorgt und nett behandelt werden will, der braucht nur im Konsum zu kaufen. […] Darum sage ich meinen Arbeitskollegen und Freunden immer wieder: Auf zwei Dinge kommt es an: Auf `ne vernünftige Frau und auf `ne gute Einkaufsquelle! Macht`s wie wir – kauft dort wo wir kaufen! Der Konsum ist für alle da.“

Die Frauen verstehen es besser …



Dieser Hinweis findet sich auf der Rückseite vom „Hausbuch für die deutsche Familie“, herausgegeben 1956 vom Bundesverband der deutschen Standesbeamten e.V. in einer Sonderauflage für Waiblingen. Was für ein herrlich angestaubter Erkenntnisgewinn.

Der Inhalt des Buches ist nicht weniger aufschlussreich. Direkt vor dem Merkblatt für Eheschließende („Gesundheit von Mann und Frau ist ein Grundpfeiler für das Glück in der Ehe.“) findet sich Anzeige der Waiblinger Firma Albert Ries. Sie wirbt für Nähmaschinen der Marke Pfaff. „Seit fast einem Jahrhundert nähen Millionen in aller Welt auf Pfaff.“ Darüber hinaus werden kostenlose Näh- und Stickunterweisungen bei Lieferung in Aussicht gestellt.

Rechtliche Fragen in Ehe und Familie wird werden von Dr. K. Schäfer erklärt. „Das Gleichberechtigungsgesetz bestimmt: Der Ehe und Familienname ist der Name des Mannes. […] Daß der Name des Mannes zum Ehe- und Famliennamen der Ehegatten bestimmt wurde, ist nicht ein Ausfluß aus einer bevorrechtigten Stellung des Mannes, sondern beruht auf praktischen Erwägungen der Ordnung und Übersichtlichkeit.“ Immerhin – ein Doppelname (Müller-Schulze) ist gestattet.

Im Kapitel Heim und Haushalt geht es um die Einrichtung der Wohnung („Die Küche ist das eigentliche Reich der Hausfrau. Damit man rasch und ohne zu großen Kraftverbrauch darin arbeiten kann, muss sie zweckmäßig eingerichtet sein. Sie soll auch freundlich wirken, da die Hausfrau einen guten Teil des Tages in ihr verbringt“) und die Zusammenstellung des Hausstandes. Hier empfehlen sich die Waiblinger Firmen Gardinenhaus Schatz für Tapeten, Linoleum, Teppiche, Läufer und Gardinen und das Haushaltswarengeschäft Fritz Mayer für Kaffee- und Tafelgeschirre von der „Weltmarke des Porzellans“, der Firma Rosenthal. Als Putzgeräte werden der fleißigen Hausfrau unter anderem ein Blocker samt Blockerreiniger, ein Mop und ein Möbelpinsel ans Herz gelegt. Der Staubsauger ist wird als arbeitssparendes Gerät angespriesen. Richtig angewendet könne er der Hausfrau fast die ganze tägliche Zimmerreinigung abnehmen.

Bei Wäsche und Kleidung wird dringend geraten, „nicht die billigste Ware zu wählen“. Es sei „bestimmt wirtschaftlicher, sich da zumindest für die mittleren Preislagen zu entscheiden.“ Und „beim Einkauf von Damenwäsche muss man sich vorher überlegen, ob man bereit ist, für die Schönheit des Wäschestücks ein Übermaß an Zeit für das Bügeln zu opfern.“

Die Pflege und Führung des Haushaltes wird unterteilt in die kleine und die gründliche Reinigung sowie den Großputz. Fazit: Niemand freut sich auf die Putzerei, aber wenn man fertig ist, freut man sich an der sauberen Wohnung. Zum Trost: „Die meisten Mädchen haben eine angeborene Freude und Begabung für Haushaltsdinge“. Hier empfehlen sich wieder mal zwei Waiblinger Unternehmen. Die Stadtwerke raten zu einer Elektroküche selbst im kleinsten Raum und Karl Schnabel fertigt in seiner Werkstätte in der Karlstraße Möbel in handwerklicher Ausführung.

Die „Vorschläge für den Küchenzettel“ lesen sich wie eine topaktuelle Einkaufsliste für saisonale Rezepte. Im Mai gibt es gelbe Rüben, grüne Kräuter, Radieschen und Rhabarber, wir kochen zur Resteverwertung Brotsuppe mit Gemüse und einen Quarknudelauflauf mit Fruchttunke. Beim Messerschmiedmeister Fr. Eisele gibt es die passenden Bestecke, in der Sauerkonservenfabrik Karl Kübler Ochsenmaulsalat und Delikatess-Sauerkraut.

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Elektro–Merz in der Schmidener Straße bietet als Helfer der Hausfrau die Technik im Haushalt, Eugen Merz hat vielseitige Experimentierkästen für Jugen von heute – Techniker von morgen im Angebot, gesundheitstechnische Einrichtungen gibt es im Fachgeschäft bei Flaschnermeister Theodor Röger und wenn dann mal was daneben geht wissen wir: Rasch reinigt Rösler. Wer im Reformhaus von Michèle Bälz kauft, dient seiner Gesundheit und erhält eine umfangreiche Erklärung, warum Reformwaren nicht wirklich teuer sind, denn eine altbekannte Erfahrung lehrt, dass das scheinbar Teure in Wirklichkeit das Billigere ist.

Und so endet dieser Ratgeber mit zahlreichen Koch- und Backrezepten, einem Inserat des Kohlenhändlers Paul Mannal in der Lindenstraße und einer Anzeige des Buchhandels mit der Empfehlung: „Dieses Buch soll nicht das einzige auf Ihrem Bücherbrett sein! Gehen Sie ruhig in die nächste Buchhandlung und stöbern Sie dort nach Büchern – für Sie zur Unterhaltung, Belehrung und Weiterbildung. […] Sie brauchen nicht zu denken, daß Sie gleich kaufen müssen; der Buchhändler drängt Sie nicht dazu, aber er berät Sie gerne, auch wenn es erst für später ist!“

Was auch immer den vorherigen Besitzer dazu veranlasst hat, das Buch auszusortieren und in das offene Bücherregal am Karo zu stellen – ich habe mich sehr gefreut, dass es mir in die Hände gefallen ist. Es ist ein Stück Lokal- und Zeitgeschichte!




Orgelmusik direkt ins Haus gespielt

Der diesjährige Waiblinger Orgelsommer – es ist der 18. seiner Art – findet wie so viele Kulturveranstaltungen unter erschwerten Bedingungen statt. Üblicherweise ist der Eintritt frei und es wird um Spenden gebeten. Angesichts der Corona-Situation müssen Abstände eingehalten und Anwesenheitslisten geführt werden. Damit passen sonntagabends nur noch etwas über 100 Besucher*innen in die Michaelskirche und können dort den Orgelklängen lauschen. Aus organisatorischen Gründen müssen zudem grundsätzlich Eintrittskarten gekauft werden.

Allerdings hat sich die Kirchengemeinde etwas einfallen lassen: Die Orgelkonzerte werden live im Internet übertragen. Auf dem Youtube-Kanal des Kirchenbezirks Waiblingen  wird das Konzert direkt aus der Michaelskirche gestreamt. Eine eindrucksvolle Kameratechnik erlaubt es, den Orgelspielern direkt beim Spielen zuzuschauen. Und was es da zu sehen gibt, lässt auch geübte Konzertbesucher staunen! Schauen Sie selbst, wie Benedikt Nuding aus Waiblingen in seiner Improvisation sprichwörtlich alle Register zieht!  (etwa ab 1:05 geht es richtig rund!)


Am Sonntag, 16. August, um 19 Uhr bringt Dietrich Wimmer aus Esslingen „Luther in Jazz“ zu Gehör. Wimmer schreibt in seiner Programmankündigung: „Ich bin überzeugt, würde der Reformator heute noch leben, er hätte seinen Spaß daran [an dem zusammengestellten Liedprogramm].“ Wir sind gespannt!
Alle Infos dazu auch auf https://www.evangelisch-in-waiblingen.de/

Beste Unterhaltung zum Ausklang des Wochenendes!

Warum es sich lohnt, einen Blick auf Generation Y zu werfen

Bereits zum zweiten Mal beschäftigten sich Studierende im dritten Mastersemester „Sustainable Mobilities“ an der HfWU in Nürtingen-Geislingen in Zusammenarbeit mit der ALi mit der Verkehrsthematik in Waiblingen. Die Präsentation der ersten Runde fand unter großer Beteiligung der Öffentlichkeit Anfang Oktober 2019 im Kulturhaus Schwanen statt.
Die für April 2020 geplante Präsentation der zweiten Runde musste coronabedingt leider auf einen unbekannten Zeitpunkt verschoben werden.
Damit wir wissen, was Sie über das Thema denken, haben wir am Ende des Beitrags eine Umfrage eingefügt.

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Unterwartete 180 Besucher waren der Einladung gefolgt und ließen sich die Ergebnisse der Studierenden erklären. Die anschließende Diskussion zeigte, dass es noch viel Handlungsbedarf gibt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Eine Gruppe stellt an dieser Stelle schon mal ihre Ergebnisse vor:

von Pamela Berner

Kinder und Jugendliche leben am längsten mit den positiven wie negativen Effekten der Stadtplanung. So auch mit den lokalen Gegebenheiten der Mobilität in Waiblingen: Was denken Jugendliche aus Waiblingen über das Mobilitätsangebot ihrer Stadt? Was würden sie verändern und was bewegt sie? Im Rahmen eines Forschungsprojekts des Masterprogramms „Sustainable Mobilities“ haben sich drei Studierende der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen in Zusammenarbeit mit der Alternativen Liste Waiblingen (ALi) mit diesen Fragen auseinandergesetzt und herausgearbeitet, welche Möglichkeiten sich für und mit einer stärkeren Jugendbeteiligung in Waiblingen auftun können.

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Das Waiblinger Radhaus wurde von den befragten Jugendlichen ausdrücklich gelobt


Waiblingens Generation Y zeigt sich mit dem Mobilitätsangebot der Stadt weitestgehend zufrieden; das ergab die Befragung einer Fokus-Gruppe sowie eine Umfrage im Rahmen des Forschungsprojekts der Studierenden Niklas Schöllhorn, Pamela Berner und Stephen Shittu-Ayotunde. Es zeigte, dass das Mobilitätsangebot seit der letzten großen Fahrplanänderung und das „Radhaus“ von Jugendlichen besonders geschätzt werden. Bus, Bahn und Rad sind die zentralen Fortbewegungsmittel für die Bewältigung ihrer Wege und werden dem Auto deutlich vorgezogen. „Selbst wenn ich es mir irgendwann finanziell leisten kann, möchte ich gerne weiterhin auf ein Auto verzichten und lieber da wohnen, wo eine gute Infrastruktur für ÖPNV und Rad existiert“, äußert sich Charlotte, eine der Befragten der Generation Y aus Waiblingen. So wie sie denken auch die anderen Jugendlichen aus der Fokusgruppe. Die wenigsten besitzen einen Führerschein oder sogar ein eigenes Auto. Genau das macht sie zu Experten in der Nutzung nachhaltiger Verkehrsträger, zu Vertretern eines „neuen“ Mobilitätsverständnisses.

Form und Themen der Diskussion um Mobilität dieser Generation sind anders

Der Austausch über aktuelle Themen im Verkehr und ihr Optimierungspotential unterscheidet sich bei den Jugendlichen von der Diskussion in den öffentlichen Medien: Dort dominieren Themen wie das hohe Verkehrsaufkommen in oder die Umgehungsstraße um die Stadt. Bei Jugendlichen hingegen bestimmen Themen der Sicherheit im Verkehr sowie das Optimierungspotential im ÖPNV die Diskussion. Auf Wünsche und Verbesserungen angesprochen benennen sie die Verfügbarkeit digitaler (Echtzeit-)Information im ÖPNV, eine bessere Abstimmung von Bus- und S-Bahnfahrzeiten, deutlich mehr und von Autos separierte Radwege, die Erhöhung der Anzahl sicherer Fahrradparkplätze am Bahnhof oder in der Innenstadt sowie die stärkere Anbindung kleinerer Ortsteile an das ÖPNV Netz.

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Waiblingen Memes kommentiert kritisch und immer topaktuell

 

Die Studierenden stellen in ihrer Arbeit fest, dass Jugendliche in Waiblingen in der Diskussion um Mobilitätsthemen in den Medien oder auf öffentlichen Veranstaltungen zwar nicht vertreten sind und auch der Jugendgemeinderat dazu nicht einbezogen zu sein scheint. Es zeigt sich jedoch, dass die Mobilität der Jugendlichen auf den sozialen Kanälen durchaus ein Thema ist: So erkennt man beispielsweise auf dem lokalen Account „waiblingen.memes“ auf Instagram, wie die Zielgruppe auf humorvolle Weise ihre Unzufriedenheit u.a. über zu volle Schulbusse oder die sehr knapp bemessene Umsteigezeit zwischen S-Bahn und Bus zum Ausdruck bringt.



Technologieaffin und kritisch

Überraschende Erkenntnisse ergaben sich über die Einstellung zu autonomen Fahrzeugen. Obwohl den sogenannten „Digital Natives“eine hohe Technologieaffinität nachgewiesen wird, stellt sich heraus, dass sie damit nicht automatisch als Nutzer neuer Mobilitätsformen in Frage kommen. So steht Generation Y in Waiblingen autonomem Fahren ausgesprochen skeptisch gegenüber. Die Fokusgruppe diskutierte insbesondere das fehlende Vertrauen in die Technologie, die Unfallrisiken für andere Straßenbeteiligte wie Radfahrer, aber auch die Gefahr neuer Geschäftsmodelle, die mit dem ÖPNV konkurrieren und das Mobilitätsangebot für sozial schwache Zielgruppen verringern könnten.

Handlungsansätze für mehr Jugendpartizipation in Waiblingen

Um den Verkehr und die Mobilität der Menschen in Waiblingen langfristig nachhaltig zu gestalten, sprechen sich die Studierenden für eine Steigerung der Teilhabe von Jugendlichen an der Mobilitäts-Diskussion und ihrer Planung aus. Einerseits lernt die Stadt dadurch mehr über qualitative Faktoren der Mobilität und (künftige) Bedürfnisse. Andererseits begünstigt das Einbinden jüngerer Generationen in die Planung und den Diskurs ein neues Verständnis von Mobilität. Erste Ansätze sehen die Studierenden in der Partizipation am Projekt des autonom fahrenden Shuttle Buses, da hier bislang überwiegend quantitative Rahmenbedingungen untersucht wurden. Durch eine Einbindung potenzieller Zielgruppen ließen sich relevante qualitative Faktoren für die Nutzung des Shuttles in Waiblingen ableiten, die den Erfolg des Projekts sichern. Für mehr Partizipation von Jugendlichen in ihrer Stadt sehen die Studierenden die gezielte Nutzung sozialer Netzwerke als Grundlage – ob für die Bereitstellung einzelner Informationen oder die Nutzung für öffentliche Kampagnen. Im städtischen Kontext fehlt aktuell ein zuverlässiges Angebot, das Jugendliche einbezieht und gezielt anspricht. Das Verknüpfen lokaler Themen, wie dem Reduzieren von Verkehrsaufkommen oder Abgasen, mit globalen Fragestellungen, wie dem Klimawandelund dem Umweltschutz, würden dabei sowohl das Verständnis für die Notwendigkeit von bestimmten Maßnahmen steigern, als auch Chance für die Diskussionen um Themen bieten, die Jugendliche sehr bewegen.

Jugendpartizipation: Bedingungen für alle Altersgruppen im Blick haben

Wissenschaftlich begleitete Stadtplanungsprojekte in anderen europäischen Städten haben gezeigt, dass Kinder-und Jugendliche ein ausgeprägtes Gespür für soziale Integration ein vielfältiges Umfeld, Freizügigkeit und Sicherheit aufweisen, was die hiesigen Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt bestätigen. Das Einbinden von Jugendlichen gibt einer Stadt wie Waiblingen die Chance, von einer Referenzgruppe zu lernen, die aufzeigen kann, welche Bedingungen die Stadt für alle Altersgruppen lebenswert machen und zu einer nachhaltigen Entwicklung führen können.

Über die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen

Das Masterprogramm „Sustainable Mobilities“ ist ein sozialwissenschaftlicher und forschungsorientierter Studiengang, der seit 2016 an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen angeboten wird. Studierende lernen, Mobilitätskulturen vor dem Hintergrund steigender Urbanisierung, Ressourcenknappheit und neue Technologien zu verstehen, um innovative Lösungsansätze, Produkte und Dienstleistungen zu gestalten. Das Projekt in Waiblingen wurde unabhängig und im Rahmen des Moduls für angewandte Forschung des dritten Semesters durchgeführt.

 

Parken im öffentlichen Raum

Und wie geht’s jetzt weiter?

von Gisela Benkert

Auf ein unerwartet großes Echo gestoßen war Ende Oktober eine Veranstaltung von ALi und B90/Die Grünen im Schwanen, bei der Studenten der Fachhochschule Nürtingen/Geislingen Vorschläge gemacht hatten zu einer kleinen, aber markanten Verkehrswende in Waiblingen.
Sie haben damit eine Diskussion angestoßen, die inzwischen bereits erste konkrete Ergebnisse zeitigt: Die Stadt installiert zum Beispiel demnächst Bikestationen in der Stadtmitte, auf der Korber Höhe und in Waiblingen Süd und baut damit endlich ein echtes Fahrrad-Verleihsystem auf.

Shared space in der Fronackerstraße

Das spannendste Zukunfts-Szenario beim ersten studentischen Blick auf Waiblingen betraf die untere Fronackerstraße, in die Diskussion geworfen haben die Master-Studis der „Sustainable Mobilities“ (nachhaltige Mobilität) die Schaffung eines shared space, also eines Straßenabschnitts, in dem Fußgänger, Radler und Autofahrer völlig gleichberechtigt sind. Solche geteilten Straßenräume sind weltweit eine Erfolgsgeschichte, sie könnten Ruhe bringen ins aktuell völlig chaotische Treiben in der Fronackerstraße und für weit mehr „Aufenthaltsqualität“ sorgen.

„Interessant, anregend, vielversprechend“, so damals viele Rückmeldungen aus dem Publikum im Schwanen. Verbunden natürlich mit der bangen Frage „Wie geht’s weiter?“ Und es wird weitergehen!

Untersuchung zum Parkverhalten

Im nächsten Semester unter Leitung von Professor Sven Kesselring haben sich in Geislingen bereits wieder zwei Gruppen gebildet, die sich erneut mit dem Verkehr in Waiblingen beschäftigen. Zum einen werden momentan bereits die Parkverhältnisse in Waiblingen insgesamt untersucht, dabei geht es natürlich auch um die Auslastung der drei nächstgelegenen Parkhäuser zur Fronackerstraße als potentiellem neuen shared space. Und damit auch um die Frage, ob zum Beispiel die Querparkplätze weichen könnten zugunsten neuer, geteilter Räume.
Ausgewertet werden dafür diverse Daten zum generellen Parkverhalten der Waiblinger, im Focus dabei auch: Die Brötchentaste, einst Lieblingskind von Oberbürgermeister Hesky, nach den Maßstäben einer modernen Verkehrsplanung aber möglicherweise inzwischen arg kontraproduktiv.
Gezielt einbeziehen wollen die Studis auch die sogenannten Stakeholder, also Anwohner, Kunden und natürlich die Ladenbesitzer.
„Nur wenn alle Interessen gehört und in die konzeptionelle Planung einfließen, kann ein neues Parkraumkonzept nachthaltig gestaltet werden“, so Mamimilian Maisel, Sprecher der Gruppe. Denn Ziel des Projekts sei auch „die Entwicklung alternativer Parkideen, welche die Anzahl der Autos in der Innenstadt reduzieren sollen ohne dabei die Wirtschaftskraft der Innenstadt zu schwächen – Stichwort leere Innenstädte“.
Um bei diesen Interessensgruppen sowohl deren Ansichten zur aktuellen Verkehrssituation wie auch zu möglichen Veränderungen abzufragen, wird es sogenannte „Fokusgruppen-Interviews“ geben. Angesprochen werden sollen Geschäftseigner, Vertreter des Bundes der Selbständigen, Fronackerstraßen-Bewohner sowie auch Waiblingerinnen und Waiblinger außerhalb der „Problemzone“, die aber regelmäßig zum Einkaufen herkommen. Gespiegelt werden soll quasi ein „Querschnitt der Gesellschaft“, gemischt auch nach Alter und Geschlecht.

Junge Leute an der Diskussion beteiligen

Eine absolute Novität für Waiblingen wird ein weiteres Projekt werden – die Studierenden Pamela, Niklas und Stephen wollen zusammen mit einheimischen Jugendlichen das Verkehrsverhalten der Generation Y untersuchen, also die Anforderungen und Wünsche von jungen Leuten in einer Art Zukunftswerkstatt bündeln. Die Forschungsgruppe beschäftigt sich mit der Frage, „wie Waiblingen zu einer Vision einer nachhaltigen Mobilität gelangen kann“. Entwickelt werden soll ein „beteiligungorientierter Ansatz, der insbesondere die Generation Y und die Millenials stärker einbezieht, weil sie in der Diskussion um das Thema Verkehr und Mobilität in Waiblingen in der Öffentlichkeit zu wenig zu Wort gekommen sind“. Unter anderem planen die Studierenden Fokusgruppen, die im Detail befragt werden sollen – und genau dafür werden noch Mitmacher und Mitmacherinnen gesucht.
Es geht darum, Mitglieder dieser Generationen zusammenzubringen und sie über diese Themen miteinander diskutieren zu lassen. Ableiten wollen die Studis damit ein Meinungs- und Wertebild dieser Zielgruppe. Es geht um Felder wie „Mobilität heute und morgen“ und um eine generell aktivere Beteiligung an Themen, die Waiblingen bewegen, auch mit Blick auf die Mediennutzung.

Interviewpartner gesucht!

Interviewt werden sollen zwei Gruppen – eine mit 14- bis 17-jährigen und eine zweite für 18- bis 25-jährige. Jeweils sind bis zu zehn Teilnehmer möglich, die Gespräche dauern eine bis eineinhalb Stunden, stattfinden sollen sie im Zeitraum zwischen dem 27. Januar und dem 14. Februar.
Stephen, Niklas und Pamela wünschen sich dafür aufgeschlossene junge Leute, die möglichst nicht alle aus einer Klasse stammen. Politisch Interessierte sind ebenso willkommen wie junge Leute, die mit Politik bisher nicht so viel am Hut hatten. Wichtig ist auch; dass die Befragten auf unterschiedliche Weise in die Schule oder zur Arbeit gelangen – also mit dem Auto, mit dem Fahrrad, mit dem ÖPNV oder auch zu Fuß – schlussendlich soll „ein realistisches Meinungsbild zustande kommen“.

Wer dabei sein will, schreibt bitte eine E-Mail an agtif-fraktion-wn@gmx.de.

Wehret den Anfängen

Während andere Städte sich mit der Reichspogromnacht, zynisch auch „Reichskristallnacht“ genannt, im Jahr 1938 auseinandersetzen, https://www.facebook.com/landau.de/ gibt es in den sozialen Netzwerken z.B. auf Facebook unter https://www.facebook.com/WaiblingenStadtportal/ Informationen über Umbauarbeiten im örtlichen Eiscafe und in der Waiblinger Facebook Gruppe https://www.facebook.com/groups/215660181952943/?ref=share Diskussionen über „Döner statt Brezeln“. Sollte uns das zu denken geben?

Spuren nationalsozialistischen Verbrechens in Waiblingen: der Stolperstein für Berta Kahn (Foto: Wiedenhöfer)

Frisch verliebt

„Wunderschöner Garten Gottes“ – so soll Kaiser Josef II im Jahr 1777 bei einer Reise durch Württemberg das Remstal bezeichnet haben. Ob’s stimmt oder nicht durften wir alle jetzt selbst überprüfen. Es galt, das Naturparadies direkt vor unserer Haustüre neu zu entdecken. Die Remstal Gartenschau hat in den vergangenen 164 Tagen das 78 Kilometer lange Flusstal zwischen Essingen und Neckarrems nachhaltig verändert.

Neugestaltet und neu erlebt. Während im Amazonas medienwirksam die Urwälder brennen, in den Anden die Wüsten für Seltene Erden zerstört werden, die Meere mit Plastik geflutet und die Tundra durch Ölleitungen seziert wird, zeigt die Remstal Gartenschau, was regionale Naturverbundenheit bewegen, was nachhaltiger Umgang mit Flora und Fauna im direkten persönlichen Umfeld für Nutzen bringen kann. Renaturierte Uferzonen, Spielplätze für die Kleinen, Fahrrad- und Wanderwege für die Großen. Biergärten, idyllisch in bestehende Landschaftssysteme integriert, historische Altstädte an den Fluss neu angebunden. Das alles macht Sinn. Das alles macht Hoffnung, dass es noch nicht zu spät ist mit Klimawandel, Erderwärmung und Naturzerstörung – dass wir den Blick nicht verloren haben auf das was uns wichtig ist und letztendlich unser Überleben sichert. Bitte, es geht doch!

Ein herrlich buntes Mosaik von Spiegelungen in der Rems hat meinen Blick auf die Heimat neu geschärft. Hinter jeder Flussbiegung gab’s was Neues zu entdecken. Nicht gekannte Ein- und Ausblicke auf die Natur, die Menschen, die Landschaft und das unglaublich breite kulturelle Angebot. Eine Spielwiese für jedes Alter, eine Bühne für Pflanzen und Menschen. Und eine Plattform, sich der Heimat neu zu nähern, diesen angestaubten Begriff frisch zu überdenken. Zu erkennen: wer sich die Mühe macht, genauer hinzusehen, kann die Heimat, diesen sentimentalen Sehnsuchtsort, neu entdecken. Nicht digital, nicht global, trotzdem modern und zeitgemäß. Auf zu neuen Ufern!

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Die Erleninseln in Waiblingen

Ein herzliches DANKESCHÖN an die 16 Städte und Gemeinden, die das alles möglich gemacht haben. Dank an die Kommunen, die mutig investiert haben. Dank an alle Vereine, Organisationen und ehrenamtlich Engagierten, die sechs Monate im Sommer des Jahres 2019 zu einem für das Remstal unvergesslichen Ereignis gemacht haben. Sechs Monate, die mich verzaubert zurück lassen. Frisch verliebt. Hals über Kopf. Ins Remstal.

Sommerabend im Remstal bei Endersbach

Titelfoto: Am ‚Remsstrand‘ in Waiblingen (alle Fotos: W. Wiedenhöfer)

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Alpendämmerung

Filmabend im Forum Süd
Alpendämmerung – Die Alpen ohne Gletscher
Ein Dokumentarfilm von Thomas Aders und Wolfgang Wanner

Freitag, 18. Oktober 2019, 19.30 Uhr
Forum Süd im Martin-Luther-Haus, Danziger Platz 36, Waiblingen
Eintritt 5,- €

 

Für die Rettung der Gletscher in den Alpen ist es längst zu spät und ihr Ende nur noch eine Frage der Zeit. „Sterbebegleitung“ nennt der Schweizer Glaziologe Matthias Huss seine Klettertouren. Als Leiter des wissenschaftlichen Gletschermessnetzes vermisst er etwas, das die Europäer bald vermissen werden: das blaue Eis der Alpen.

Die Gefahren durch Gletscherschmelze nehmen drastisch zu.

Zudem gibt es wegen des Klimawandels jedes Jahr deutlich mehr „Extremwetterlagen“, Starkregen unterstützt die Abbruchtendenzen massiv. Die Folge: Erdrutsche und Bergstürze wie im Schweizerischen Bondo oder im österreichischen Valsertal. In der Schweiz werden bereits Siedlungen zurück gebaut, Menschen müssen ihre Häuser für immer verlassen. Wie gehen die Menschen in den Bergen mit dem Gletschersterben um und wie stellen sie sich auf veränderte Bedingungen ein? Am Aletschgletscher wird sein Dahinschwinden von den Einheimischen betrauert wie das Dahinscheiden eines guten alten Freundes.

Die Wirtschaft in den Alpendörfern hängt vor allem vom Wintertourismus ab. Experten gehen davon aus, dass es etwa zur Jahrhundertmitte nur noch über 2000 Meter ausreichend natürlichen Schnee zum Skifahren gibt. Das bedeutet das Aus für etwa 70 Prozent der Skiorte in den Ost-Alpen, wie manche Wissenschaftler vorher sagen. Doch statt Alternativen zu entwickeln, wird weiter in den Skitourismus investiert. Mit Schneekanonen wird dem Klimawandel getrotzt und Beschneiungsanlagen in immer höhere Regionen gebaut. Der Verlierer steht schon fest: die einzigartige alpine Landschaft. Sie wird durch Bodenverdichtung und Erosionen zerstört.

Einige Gemeinden erstellen bereits Modelle für den Alpin-Tourismus der Zukunft. Angesichts steigender Temperaturen wird die kühlere Bergwelt für Touristen vor allem im Sommer immer attraktiver werden.

Das Verschwinden der Gletscher als Wasserspeicher ist schon heute ein großes Problem. Landwirte im Engadin leiden bereits unter Wassermangel. Seit Jahrhunderten benutzen sie Schmelzwasser zur Bewässerung. Im vergangenen extremen Sommer brachten Helikopter Wasser zu den Kühen auf den Graubündner Alpen.

Die Hydrologin Carmen de Jong rechnet damit, dass in vielen alpinen Skigebieten das Wasser künftig knapp wird. Und doch betreiben die Menschen weiter Raubbau an Eis und Schnee – aus Liebe zu den Bergen und zum Wintersport.

Ein halbes Jahr haben die Autoren die Alpen beobachtet, von Slowenien bis in die Schweiz – eine Abschiedsreise zu den Gletschern.

 

Die Autoren:

Wolfgang Wanner berichtet als Auslandskorrespondent für die ARD aus der Schweiz.

Dr. Thomas Aders war Jahrzehnte lang für die ARD als Korrespondent in Südamerika und im nahen Osten tätig. Seit 2017 ist er weltweit für die SWR Auslandsredaktion tätig. Im Jahre 2018 beschäftigte er sich schwerpunktmäßig mit der Veränderung des Klimas und den Auswirkungen auf die Lebensbedingungen in den europäischen Alpen sowie dem Phänomen von umweltbedingter Massenmigration.

Tomy Aders wird bei der Veranstaltung da sein, eine Einführung geben und anschließend Fragen beantworten.

Abgefahren: junger Blick auf alte Straßen Was für eine Resonanz!

Nie erwartete 170 Besucherinnen und Besucher waren am vergangenen Dienstagabend in den Schwanensaal geströmt zur ALi-Veranstaltung „abgefahren – junger Blick auf alte Straßen“.

Eine internationale Gruppe von Studierenden der Fachhochschule Geislingen/Nürtingen hat im Rahmen ihres Masterstudiums Ideen entwickelt für ein Waiblingen mit weniger Autos, weniger Lärm und mehr Lebensqualität , hat diese Ideen – mal auf Deutsch, mal auf Englisch- einem höchst interessierten Publikum präsentiert- und anschließend eine Diskussion entfacht, die tatsächlich auf Veränderung hoffen lässt.

Da war eine auf Waiblingen zugeschnittene App für Pendler, die sich so besser vernetzten könnten für gemeinsame Fahrten zur Arbeitsstelle und wieder heim. Einbinden könnte man hier nicht nur größere und kleinere Betriebe sondern auch zum Beispiel Behörden wie Rathaus oder Landratsamt.

Jede Menge Nachholbedarf wurde auch in Sachen Radfahren deutlich: Wer bei der Leihstation am Bahnhof ein Zweirad bucht, muss es zwingend wieder am Waiblinger Bahnhof zurückgeben. Es sei denn er radelt, warum auch immer, nach Endersbach zum nächstmöglichen „Stall“. Keine Chance zum Beispiel in der Marktgarage oder- prima Idee für S-Bahn-Pendler- auf der Korber Höhe.

Das Sahnestück im Angebot der Studis war zweifellos die Idee vom Shared Space unter der unteren Fronackerstraße. Gleiches Recht für alle, die sich dort die Straße teilen – dem schwächsten Glied, also dem Fußgänger, gebührt die Rücksicht von Radlern und Autofahrern. Die Idee hat voll gezündet im Schwanensaal, vollends, nachdem Professor Sven Kesselring, Chef der Geislinger Studenten, den Charme dieser Lösung erläutert und die Zumutungen nicht verschwiegen hatte. Na ja, womöglich müssten die Querparkplätze weichen damit die Fronackerstraße in ihrem unteren Teil wieder mehr zum Flanieren und Verweilen einlädt. Aber dafür gibt‘s in nächster Nähe ja gleich drei Tiefgaragen. Und es gäbe auf einem potentiellen Shared Space mehr Raum für Cafés – und endlich die Chance, sich dieses irgendwie verlorene Areal wieder zurückzuerobern, als Bewohner, als Einkaufender, als Waiblinger, der auch außerhalb der Fußgängerzone seine Stadt wieder mehr genießen will.

Dr. Kesselring machte Mut zur Veränderung, blickte weit über den Tellerrand hinaus nach Kopenhagen und in andere europäische Metropolen, die seinen Rat suchen, und lieferte als Mitglied des Strategiedialogs Automobilwirtschaft auch den nötigen Überbau. Unterstützt wurde er dabei von Valentin Gauß, persönlicher Referent von Baden-Württembergs grünem Verkehrsminister Winne Herrmann. Ob‘s denn in seinem Ministerium auch einen Topf für gute Ideen gebe, fragte ihn Moderatorin Gisela Benkert, die im Übrigen auch Initiatorin und Ideengeberin des gesamten Projekts war. „Durchaus“, meinte er. Aufgehorcht haben da natürlich drei Vertreter des Waiblinger Bauamts, die sich den Abend auch nicht entgehen lassen wollten.

Lebhaft war die Diskussion, ALi-Rätin Iris Förster hatte Leute am Saalmikrofon, die quasi schon mit den Füßen scharrten – und andere, die auch ein bisschen Angst hatten. Nicht zuletzt die schlechten Busanbindungen der Teilorte, auch im Hinblick auf eine immer älter werdende Bevölkerung in Waiblingen kam zur Sprache. Es war ein Abend, der etwas verändern könnte. Ein Abend der Mut machte und auch ein wenig Druck. Und es wird weitergehen.
Am glücklichsten waren die anwesenden Studis: Ying-Wei aus Taiwan , Motaz aus Syrien, Boniface aus Gambia, Adrian und Manuel aus Deutschland und Tarane aus dem Iran. Mit dem Laptop unterm Arm und einer Sonnenblume im Rucksack zogen sie aus dem Schwanensaal. Sie haben auch für ihre eigene Zukunft gekämpft.